Hunde aus dem Auslandstierschutz: Chancen & Herausforderungen
- Team @ Rescute

- vor 3 Tagen
- 6 Min. Lesezeit

Deutschland ist ein fantastisches Land für Hunde – mit seiner hundefreundlichen Kultur, der wunderschönen Natur und den strengen Tierschutzgesetzen. Doch bevor du dich in Träume von langen Spaziergängen oder Kuscheleinheiten auf deinem bayerischen Sofa verlierst, solltest du wissen, dass die Adoption eines Hundes aus einem Land außerhalb Deutschlands – insbesondere aus einem Nicht-EU-Land – nicht so einfach ist, wie einen Welpen um die Ecke abzuholen. Sie erfordert ein ernsthaftes Engagement für Papierkram, Zeitpläne und die Gewährleistung, dass dein neues Familienmitglied legal und sicher ins Land gebracht wird.
Der Prozess ist so gestaltet, dass er sowohl dich als auch den Hund schützt und sicherstellt, dass das Tier gesund ist und die gesamte Reise ordnungsgemäß abläuft. Wir führen dich durch alles, was du wissen musst, und konzentrieren uns auf die praktischen Schritte. Betrachte dies als deinen freundlichen Leitfaden, um deinen internationalen Tierschutzhund willkommen zu heißen.
Inhaltsverzeichnis
Prozess der Adoption von Hunden aus dem Ausland
Die verpflichtenden Dokumente und Gesundheitskontrollen
Zusammenarbeit mit der Tierschutzorganisation
Besonderheiten bei der Adoption aus dem Ausland
Tests auf Mittelmeerkrankheiten
Die Reise selbst
Deutsche Hundegesetze (Hundesteuer und Versicherung)
Eingewöhnung
Die „Regel der Drei“
Sicherheit geht vor
Vorurteile & Vorteile der Adoption aus dem Ausland nach Deutschland
Vorurteile
Vorteile
Schlussgedanken
Prozess der Adoption von Hunden aus dem Ausland
Die Adoption von Hunden aus dem Ausland nach Deutschland – sei es aus einem anderen EU-Land (wie Straßenhunde aus Rumänien) oder aus einem „Drittland“ (Nicht-EU-Land) – umfasst einige entscheidende Schritte, die du auf keinen Fall überspringen darfst. Diese Regeln werden hauptsächlich von der Europäischen Union und Deutschland festgelegt, um die Verbreitung von Krankheiten wie Tollwut zu verhindern und den illegalen Tierhandel zu bekämpfen.
Die verpflichtenden Dokumente und Gesundheitskontrollen
Die wichtigsten Punkte sind:
Mikrochip zuerst, Tollwut danach: Dein Hund muss einen ISO-konformen, 15-stelligen Mikrochip implantiert bekommen, bevor er seine Tollwutimpfung erhält. Dies ist ein unumstößlicher Schritt. Wird der Mikrochip erst nach der Impfung gesetzt, gilt die Impfung als ungültig, und der gesamte Prozess muss von vorn beginnen.
Tollwutimpfung: Die Impfung muss nach der Mikrochip-Implantation erfolgen. Damit eine Erstimpfung als gültig für die Reise anerkannt wird, müssen mindestens 21 Tage vergangen sein, bevor der Hund reisen darf. Diese Wartezeit ist notwendig, damit sich der Impfschutz aufbaut.
Der EU-Heimtierausweis (für EU-Länder): Wenn du aus einem anderen EU-Land adoptierst, benötigt dein Hund einen EU-Heimtierausweis. Dieser Pass, der von einem autorisierten Tierarzt ausgestellt wird, enthält die Mikrochipnummer sowie alle gültigen Tollwut- und andere notwendige Impfungen.
Das Gesundheitszertifikat (für Nicht-EU-Länder): Wenn dein Hund von außerhalb der EU kommt, benötigt er ein offizielles tierärztliches Gesundheitszertifikat, das von einem zugelassenen Tierarzt im Herkunftsland ausgestellt und anschließend von der zuständigen Regierungsbehörde des Landes beglaubigt (offiziell gestempelt) werden muss. Dieses Zertifikat ist nur für kurze Zeit gültig (in der Regel 10 Tage für die Einreise in die EU).
Der Tollwut-Titer-Test (für Hochrisikoländer): Wenn der Hund aus einem Land kommt, in dem Tollwut nicht unter Kontrolle ist (ein sogenanntes „nicht gelistetes Land“), ist der Prozess deutlich länger. Etwa 30 Tage nach der Tollwutimpfung muss beim Hund ein Bluttest (Titer-Test) durchgeführt werden, um nachzuweisen, dass er genügend Tollwut-Antikörper hat. Wichtig ist: Der Hund darf frühestens drei Monate nach der erfolgreichen Blutentnahme nach Deutschland einreisen. Das bedeutet eine lange Wartezeit, bevor der Hund reisen darf.
Zusammenarbeit mit der Tierschutzorganisation
Die meisten internationalen Adoptionen werden über eine seriöse Tierschutzorganisation abgewickelt. Sie sind deine Rettungslein!
Erste Schritte: In der Regel beginnst du mit einem Selbstauskunftsbogen und einem Telefonat oder Interview, in dem deine Wohnsituation, dein Lebensstil und der passende Hund besprochen werden.
Die Vorkontrolle: Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Organisation besucht häufig dein Zuhause in Deutschland (oder führt einen Videoanruf durch), um sicherzustellen, dass die Umgebung sicher und für den Hund geeignet ist. Dabei werden Dinge wie Zaunsicherheit, Vermietererlaubnis und allgemeine Lebensbedingungen überprüft.
Schutzvertrag und Gebühr: Nach der Genehmigung unterschreibst du einen Vertrag und zahlst eine Schutzgebühr. Diese deckt einen Teil der Kosten (Impfungen, Mikrochip, Transport usw.) ab und stellt sicher, dass du es mit der Adoption ernst meinst. Sei vorsichtig bei Organisationen, die diese wichtigen Prüfungen überspringen!
Reisevorbereitungen: Die Organisation koordiniert in der Regel den Transport nach Deutschland – oft mit spezialisierten, klimatisierten Transportern oder mit einem Flugpaten. Du wirst über den Abholort und die Uhrzeit informiert, in der Regel ein zentraler Treffpunkt.
Besonderheiten bei der Adoption von Hunden aus dem Auslandstierschutz
Hunde aus dem Auslandstierschutz bringen einige besondere Überlegungen mit sich, die sich von einer lokalen Adoption unterscheiden.
Tests auf Mittelmeerkrankheiten
Viele Hunde aus süd- oder osteuropäischen Ländern oder aus weiter entfernten Regionen werden auf sogenannte „Mittelmeerkrankheiten“ wie Leishmaniose, Ehrlichiose, Babesiose und Herzwurm getestet. Diese Krankheiten sind in Deutschland selten und erfordern spezifische Behandlungen sowie langfristiges Management, falls der Hund positiv getestet wird. Eine seriöse Tierschutzorganisation stellt sicher, dass diese Tests durchgeführt werden, informiert dich über die Ergebnisse und sorgt gegebenenfalls für Behandlung oder einen entsprechenden Plan für die Zukunft. Du solltest auf die Möglichkeit einer fortlaufenden medizinischen Betreuung vorbereitet sein.
Die Reise selbst
Die Reise ist für deinen neuen Freund eine große Sache. Egal ob per Straßen- oder Lufttransport – sie ist lang und stressig. Der Hund wird müde, möglicherweise desorientiert und eventuell etwas reisekrank ankommen. Es ist entscheidend, dass du am Abholort bereitstehst – mit einem sicheren Auto, einem stabilen Geschirr (plus einem zweiten Halsband oder einer Sicherheitsleine – doppelte Sicherung ist entscheidend!) und einer geeigneten Transportbox.
Deutsche Hundegesetze (Hundesteuer und Versicherung)
Sobald dein Hund in Deutschland ist, hast du bestimmte Pflichten:
Hundesteuer: Du musst deinen Hund bei deiner örtlichen Gemeinde (Bürgeramt) anmelden. Danach erhältst du jährlich einen Steuerbescheid. Die Höhe variiert je nach Stadt und ist oft für den „zweiten Hund“ teurer.
Hundehaftpflichtversicherung: In vielen deutschen Bundesländern und Gemeinden ist die Hundehaftpflichtversicherung Pflicht. Selbst wenn sie nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, wird sie dringend empfohlen. Sie deckt Schäden ab, die dein Hund an Personen oder Eigentum verursacht – und der deutsche Staat nimmt das sehr ernst.
Eingewöhnung
Die ersten Wochen und Monate sind entscheidend für deinen neuen Hund. Er kommt aus einem Tierheim, einer Pflegestelle oder – in vielen Fällen – direkt von der Straße. Er betritt eine Welt, die völlig anders ist als alles, was er kennt.
Die „Regel der Drei“
Eine beliebte Faustregel, die helfen kann, deine Erwartungen zu steuern, ist die „Regel der Drei“ für Tierschutzhunde:
3 Tage: Der Hund befindet sich im „Überlebensmodus“. Er ist überfordert, verwirrt und zeigt vielleicht weder Appetit noch seine wahre Persönlichkeit. Er könnte sich verstecken oder klammern. Gib ihm Raum, einen sicheren Rückzugsort und eine ruhige, vorhersehbare Routine.
3 Wochen: Der Hund beginnt, sich einzugewöhnen. Er kennt den Tagesablauf, testet Grenzen und beginnt, sich sicher genug zu fühlen, um seine Persönlichkeit zu zeigen – im Guten wie im Schlechten. In dieser Phase zeigen sich häufig kleinere Verhaltensprobleme, während der Hund entspannt.
3 Monate: Jetzt beginnt der Hund, sich wirklich „zu Hause“ zu fühlen. Er kennt den Alltag, vertraut dir und seine wahre, langfristige Persönlichkeit kommt zum Vorschein. Jetzt kann das eigentliche Training und die Bindung richtig beginnen.
Sicherheit geht vor
Sicheres Geschirr: Verwende in den ersten Wochen ein sicheres, Y-förmiges Geschirr und ein zweites Sicherheits- oder Zugstopp-Halsband, verbunden mit zwei Leinen oder einem Karabiner. Viele Auslandshunde sind anfällig dafür, bei plötzlichen Geräuschen (z. B. einem hupenden Auto oder einem lauten Ruf) zu flüchten.
Keine Freilauf-Experimente: Lasse deinen Hund nicht von der Leine – auch nicht in einem scheinbar sicheren Garten – bevor du eine starke Bindung aufgebaut und mit einem Trainer gearbeitet hast. Ein Zaun, der dir sicher erscheint, ist es für einen ängstlichen Hund oft nicht.
Rückzugsort: Gib ihm einen sicheren, ruhigen Platz in deinem Zuhause – eine Box oder eine Ecke mit seinem Bett –, die nur ihm gehört und wo er ungestört ist.
Vorurteile & Vorteile der Adoption aus dem Ausland nach Deutschland
Vorurteile
Seien wir ehrlich: Du wirst vielleicht einige negative Kommentare hören.
„Das sind Straßenhunde, die sind wild!“
Viele international adoptierte Hunde stammen von der Straße oder aus schlechten Tierheimbedingungen. Das kann bedeuten, dass sie Lücken in ihrer Sozialisierung haben oder ängstlich auf laute Geräusche oder plötzliche Bewegungen reagieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie „wild“ sind – nur, dass ihre Vorgeschichte unbekannt ist und sie Geduld und konsequentes, positives Training benötigen.
„Die bringen Krankheiten mit.“
Das ist schlichtweg falsch, wenn du mit einer seriösen Organisation arbeitest. Die deutschen und EU-Vorschriften zu Mikrochip, Impfungen und Tests (insbesondere der Titer-Test) sind genau dafür da, Krankheiten zu verhindern. Ein legal importierter Hund ist in der Regel gesünder als einer, der auf dem Schwarzmarkt gekauft wurde.
Vorteile
Die Belohnungen dieser Reise sind enorm.
Du rettest ein Leben: Das ist der größte Vorteil. Du gibst einem Hund, der vielleicht nie eine Chance gehabt hätte, ein echtes Leben – voller Sicherheit, Wärme und Liebe.
Sie sind oft unglaublich widerstandsfähig: Hunde aus schwierigen Verhältnissen sind häufig erstaunlich anpassungsfähig, lernwillig und dankbar. Sie lernen schnell und bauen tiefe Bindungen auf.
Einzigartige Persönlichkeiten: Du bekommst einen Hund mit einer einzigartigen Geschichte und oft einem wirklich besonderen Charakter. Viele sind Mischlinge, die du bei keinem Züchter finden würdest – ein wahrhaft einmaliger Begleiter.
Du unterstützt eine gute Sache: Durch die Adoption über einen eingetragenen Verein unterstützt du das Engagement von Freiwilligen, die dort helfen, wo Tierschutz am dringendsten gebraucht wird.
Schlussgedanken
Die Adoption eines Hundes aus dem Ausland nach Deutschland ist ein Marathon, kein Sprint. Sie erfordert Zeit, Geld und viel Geduld. Du wirst Momente des Zweifelns erleben – besonders während der langen Wartezeiten oder der ersten stressigen Eingewöhnungswochen.
Aber der Moment, in dem du diesen Hund zum ersten Mal in den Armen hältst, wenn du siehst, wie er glücklich mit wedelndem Schwanz über ein deutsches Feld läuft oder sich endlich sicher und geliebt an dich kuschelt, wirst du wissen: Jede Formalität, jedes Warten war es wert.
Du bekommst nicht einfach einen Hund – du gewinnst einen loyalen, mutigen Gefährten und veränderst ein Leben für immer. Gehe mit offenen Augen, einem klaren Plan und einem geduldigen Herzen in dieses Abenteuer, und du wirst mit einer der erfüllendsten Beziehungen deines Lebens belohnt werden.
Willkommen zu Hause, pelziger Freund!


