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Hunde aus Tierheimen adoptieren: Alles, was du wissen musst

dog volunteer with rescued dogs in animal shelter

Denkst du darüber nach, einem pelzigen Freund hier in Deutschland ein Zuhause zu geben? Die Adoption eines Hundes aus einem örtlichen Tierheim oder einer seriösen Tierschutzorganisation ist unglaublich lohnend. Es ist eine Gelegenheit, einem Tier in Not ein zweites Leben zu schenken und ein neues Familienmitglied in dein Zuhause aufzunehmen.


In Deutschland wird Tierhaltung sehr ernst genommen. Der Adoptionsprozess ist bekanntlich gründlich und streng – nicht, um zu frustrieren, sondern um sicherzustellen, dass die Vermittlung erfolgreich, lebenslang und gesetzeskonform ist. Tierschutzorganisationen arbeiten hier nach der Philosophie, dass jede Adoption das „Für-immer-Zuhause“ des Hundes sein soll. Das bedeutet, dass sie sich einem sorgfältigen Auswahlprozess widmen, der deine Lebenssituation, deine Erfahrung und deine Fähigkeit berücksichtigt, die Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen.


Dieser umfassende Leitfaden soll dich durch alles führen, was du wissen musst – von den erforderlichen Schritten des Adoptionsverfahrens bis hin zu den rechtlichen und praktischen Pflichten, die du ab dem Moment übernimmst, in dem dein neuer Hund über deine Türschwelle tritt.


Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Der Adoptionsprozess – fünf erforderliche Schritte

1. Den passenden Hund finden und die erste Bewerbung

2. Das Interview und das Kennenlernen des Hundes

3. Die Vorkontrolle (Hausbesuch)

4. Die formelle Übergabe: Vertrag und Gebühr

5. Willkommen zu Hause

Teil 2: Wichtige Vorbereitung und rechtliche Pflichten

Zustimmung des Vermieters

Pflicht zur Hunderegistrierung

Hundesteuer

Hundehaftpflichtversicherung

Eingewöhnungszeit bei der Adoption

Sicherer Umgang, Pflicht-Mikrochip und Registrierung (Tasso)

Abschließende Gedanken: Die Belohnung der Verantwortung


Teil 1: Der Adoptionsprozess – fünf erforderliche Schritte

Der deutsche Tierschutzprozess legt Wert auf eine sichere, langfristige Vermittlung. Hier sind die Schritte, die du typischerweise durchläufst:


1. Den passenden Hund finden und die erste Bewerbung

Finde einen Hund, an dem du interessiert bist – entweder in einem örtlichen Tierheim oder über eine Tierschutzorganisation.

Der erste formale Schritt ist das Ausfüllen eines Selbstauskunftsformulars. Dieses Dokument erfordert umfassende Angaben zu deiner Lebenssituation (Wohnungsgröße, Gartenzugang, Mietverhältnis), deinem Arbeitsalltag, deinen Familienmitgliedern, eventuell vorhandenen Haustieren und deiner Erfahrung mit Hunden. Genaue Informationen sind entscheidend, um einen passenden Hund zu finden.


2. Das Interview und das Kennenlernen des Hundes

Nach Durchsicht deines Formulars wird sich ein Mitarbeiter oder ehrenamtlicher Helfer telefonisch bei dir melden. Dieses Gespräch dient dazu, Details aus deiner Bewerbung zu klären und beiden Seiten die Möglichkeit zu geben, Fragen zur Vorgeschichte, zum Verhalten des Hundes und zu deinen Erwartungen zu stellen.


Wenn die erste Einschätzung positiv ausfällt, wirst du eingeladen, das Tierheim oder die Pflegestelle zu besuchen, um den Hund kennenzulernen. Es ist verpflichtend, dass alle Mitglieder deines Haushalts (einschließlich anderer Haustiere) den Hund treffen, um sicherzustellen, dass die Chemie stimmt. Oft sind mehrere Besuche erforderlich.


3. Die Vorkontrolle (Hausbesuch)

Ein Vertreter der Organisation führt eine sogenannte Vorkontrolle bei dir zu Hause durch.


Ziel dieses Besuchs ist es, zu bestätigen, dass die Lebensbedingungen sicher und geeignet für den Hund sind – so, wie du sie in deiner Bewerbung beschrieben hast. Dabei wird unter anderem geprüft, ob der Garten eingezäunt ist und ob du eine schriftliche Genehmigung des Vermieters vorweisen kannst. Der Vertreter kann dir auch Tipps geben, wie du dein Zuhause und deinen Garten optimal vorbereitest.


4. Die formelle Übergabe: Vertrag und Gebühr

Wenn die Vorkontrolle genehmigt ist, wird die Adoption mit rechtlichen Unterlagen abgeschlossen.

  • Der Schutzvertrag: Du unterzeichnest einen offiziellen Schutzvertrag. Dieses rechtlich bindende Dokument legt die Eigentumsbedingungen fest und bestimmt in der Regel, dass der Hund an die Tierschutzorganisation zurückgegeben werden muss, falls die Adoption scheitert; ein Weiterverkauf oder eine private Weitergabe sind in der Regel untersagt.

  • Die Schutzgebühr: Du zahlst eine einmalige Schutzgebühr, die in der Regel zwischen 200 und 450 € liegt. Diese Gebühr deckt die Kosten des Hundes, einschließlich vollständiger Impfungen, Mikrochip, Kastration (falls zutreffend), Gesundheitschecks und den obligatorischen EU-Heimtierausweis.


5. Willkommen zu Hause

Sobald der Vertrag unterzeichnet und die Gebühr bezahlt ist, vereinbarst du die Abholung deines neuen Hundes. Wenn du einen Hund adoptierst, der aus dem Ausland gerettet wurde, kann seine Ankunft an einem zentralen Treffpunkt, beispielsweise am Flughafen, organisiert werden.


Teil 2: Wichtige Vorbereitung und rechtliche Pflichten

Die emotionale Aufregung bei einer Adoption lässt leicht vergessen, dass wichtige – oft gesetzlich vorgeschriebene – Vorbereitungen notwendig sind, damit der Übergang erfolgreich verläuft, insbesondere in einem Land mit strengen Regelungen wie Deutschland.


Der Adoptionsprozess endet keineswegs, sobald der Hund bei dir einzieht – im Gegenteil: Die eigentliche Arbeit der Integration und der rechtlichen Pflichterfüllung beginnt sofort. Im Folgenden findest du die gesetzlichen und praktischen Anforderungen in Deutschland, wenn du einen Hund adoptierst:


Zustimmung des Vermieters

Dies ist ein unumgänglicher Schritt. In Deutschland enthalten Mietverträge häufig Klauseln, die Tierhaltung einschränken oder an Bedingungen knüpfen. Du musst immer eine ausdrückliche, schriftliche Erlaubnis deines Vermieters einholen, bevor du eine Adoption eingehst. Achte darauf, dass dieses Dokument ausdrücklich die Haltung eines Hundes der jeweiligen Rasse und Größe erlaubt, da allgemeine „haustierfreundliche“ Formulierungen größere oder als gefährlich eingestufte Rassen (je nach Bundesland unterschiedlich) nicht unbedingt abdecken. Wird diese Zustimmung nicht eingeholt, kann das ein Kündigungsgrund für den Mietvertrag sein.


Pflicht zur Hunderegistrierung

Du musst deinen Hund bei der zuständigen Gemeindeverwaltung (Bürgeramt oder Rathaus) anmelden – in der Regel innerhalb von zwei Wochen nach dem Einzug des Hundes. Dazu füllst du ein Formular aus und gibst Details wie Rasse, Geburtsdatum, Mikrochipnummer und deine persönlichen Daten an.


Hundesteuer

Diese Anmeldung löst automatisch die jährliche Hundesteuer aus.

  • Unterschiede: Die Steuer ist eine kommunale Angelegenheit und variiert daher je nach Wohnort erheblich. In größeren Städten mit höherer Bevölkerungsdichte sind die Sätze meist höher.

  • Staffelung: In den meisten Gemeinden steigt die Steuer mit der Anzahl der Hunde im Haushalt. Außerdem wird für als gefährlich eingestufte Rassen („Listenhunde“) oft eine deutlich höhere Steuer erhoben, um die Haltung zu regulieren.

  • Nachweis: Nach erfolgreicher Anmeldung und Bezahlung erhältst du eine kleine Hundemarke. Dein Hund muss diese Marke – üblicherweise am Halsband befestigt – in der Öffentlichkeit tragen. Sie dient als sichtbarer Nachweis, dass deine Steuerpflicht erfüllt ist.


Hundehaftpflichtversicherung

Der Abschluss einer Hundehaftpflichtversicherung ist in den meisten Bundesländern Pflicht (darunter Berlin, Hamburg, Niedersachsen, Thüringen und andere). Auch dort, wo sie nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, wird sie dringend empfohlen.


Was sie abdeckt:

Diese Versicherung schützt dich vor hohen finanziellen Schäden, wenn dein Hund einen Dritten verletzt oder etwas beschädigt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Sachschäden: Wenn dein Hund Möbel eines Freundes beschädigt, eine Mietwohnung ruiniert oder in einem Geschäft etwas Teures umwirft.

  • Personenschäden: Wenn dein Hund einen Radfahrer zu Fall bringt oder jemanden (oder einen anderen Hund) beißt – mit möglichen medizinischen Kosten und Schmerzensgeldforderungen.


Diese Police ist ein Sicherheitsnetz, das Kosten abdeckt, die schnell in die Zehntausende gehen können. Du solltest sie sofort nach der Adoption abschließen – die meisten Tierheime oder Züchter verlangen ohnehin einen Nachweis über eine gültige Versicherung, bevor die Adoption abgeschlossen wird.


Eingewöhnungszeit bei der Adoption

Die meisten seriösen Tierschutzorganisationen empfehlen dringend, sich unmittelbar nach der Adoption mindestens ein bis zwei Wochen freizunehmen. Dies ist kein Urlaub, sondern eine entscheidende Phase, um eine stabile, vorhersehbare Routine aufzubauen und Vertrauen zu schaffen.

In dieser sogenannten „Honeymoon-Phase“ solltest du dich auf Stubenreinheit, die Gewöhnung an Haushaltsgeräusche, feste Fütterungs- und Spazierzeiten und die Beaufsichtigung aller Interaktionen konzentrieren, um Unfälle oder zerstörerisches Verhalten zu vermeiden, bevor der Hund allein bleiben kann.


Sicherer Umgang, Pflicht-Mikrochip und Registrierung (Tasso)

Besonders bei Hunden aus dem Tierschutz, die ihre neue Umgebung noch nicht kennen, besteht in den ersten Wochen ein erhebliches Entlaufrisiko. Es wird dringend empfohlen, in dieser Zeit ein Doppelleinen-System zu verwenden – also ein stabiles Halsband und ein Sicherheitsgeschirr, jeweils mit eigener Leine. So verhinderst du, dass der Hund aus einem einzelnen Ausrüstungsstück entkommt.


Stelle außerdem sicher, dass dein Hund gechippt ist – in Deutschland ist das Standardpraxis bei Tierschutzhunden – und dass der Chip auf deinen Namen registriert ist. Das ist entscheidend, um ein entlaufenes Tier wiederzufinden. Der Mikrochip ist gesetzlich vorgeschrieben.


Sobald der Hund gechippt ist, solltest du die Chipnummer umgehend in einem deutschen Haustierregister eintragen. Das bekannteste und empfohlene Register ist Tasso e.V. Dieser kostenlose Service ist entscheidend für eine schnelle Wiedervereinigung. Wenn dein Hund jemals entläuft, können Tierärzte, Tierheime und Polizei den Chip auslesen und deine Kontaktdaten abrufen – das erhöht die Chance auf eine sichere Rückkehr erheblich. Tasso sendet dir in der Regel auch kostenlos eine stabile Marke zu, die dein Hund tragen kann.


Abschließende Gedanken: Die Belohnung der Verantwortung

Einen Hund in Deutschland zu adoptieren ist ein bedeutendes Engagement, das mit klaren rechtlichen und finanziellen Verpflichtungen einhergeht. Wenn man den sorgfältigen Fünf-Schritte-Prozess – inklusive Interview und Vorkontrolle – sowie die verpflichtenden Aufgaben nach der Adoption wie die Hundehaftpflichtversicherung und die jährliche Hundesteuer betrachtet, kann das zunächst überwältigend wirken.


Doch diese Anforderungen sind keine Hürden, sondern Schutzmechanismen. Das deutsche System ist so konzipiert, dass es sowohl das Tier als auch dich schützt. Der gründliche Auswahlprozess stellt sicher, dass du mit einem Hund zusammengeführt wirst, der wirklich zu deinem Lebensstil passt – die Grundlage für eine erfolgreiche Beziehung. Die obligatorische Versicherung und Registrierung schützen die Gemeinschaft und gewährleisten, dass du deinen Hund im Falle eines Verlustes schnell wiederfindest.


Der Weg zur Adoption erfordert Geduld, Vorbereitung und Gesetzestreue – aber die Belohnung ist unbezahlbar: ein loyaler, liebevoller Begleiter und die Gewissheit, einem Tierschutzhund ein sicheres, glückliches Leben geschenkt zu haben.


 
 
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